212 Podcast #17: Ein pathologischer Narzisst im Weißen Haus
Wenn man autoritäre Politiker und Diktatoren genauer untersucht, stößt man gewöhnlich auf denselben Sachverhalt. Sie alle verfügen über eine Charakterstruktur, die man wohl besser als Charakterdefekt bezeichnen sollte. Geprägt von einem fehlenden Gewissen, wodurch normale Empfindungen wie Empathie, Schuldgefühl oder Scham und ein Sinn für die besonderen Werte des menschlichen Zusammenlebens ausgeschaltet sind. Kompensiert von einer Lust auf Macht und die unterwürfige Begeisterung aus dem Rest der Welt.
Der medizinische Befund lautet bösartiger, krankhafter Narzissmus und ist nach Ansicht unserer Gesprächspartnerin Elizabeth Mika aus Chicago, einer klinischen Psychologin und Co-Autorin des Essay-Bandes "Wie gefährlich ist Donald Trump? 27 Stellungnahmen aus Psychiatrie und Psychologie", unheilbar.
Das Problem besteht allerdings nicht ausschließlich aus dem kranken Individuum an den Schaltstellen der Macht. Sondern in der Rückkopplung mit Millionen von Menschen – in diesem Fall den amerikanischen Wählern – die in seinem solchen Anführer und seinen wilden Projektionen, irrationalen Aussagen und politischen Initiativen ein Leitbild sehen. Was bedeutet: eine Gesellschaft, die auf demokratische Weise einen Autokraten installiert, ist offensichtlich selbst krank. Es handelt sich, so Mika, um eine "Pathokratie".
Was dies für Amerika bedeutet, wie sich diese Konstellation weiterentwickeln wird, welche Chancen sich aus einer solchen Zuspitzung ergeben – dazu hat uns Elizabeth Mika sehr viel erzählt. Ein Gespräch, dass das Ausmaß der gegenwärtigen Krise besser erklärt, als das egal welche Talk-Show-Runde bisher fertigbringen konnte.
Am Schluss geben wir Hinweise und Empfehlungen. Dazu hier die Links zum Weiterlesen und Weiterhören:
Zum Netflix-Film "Get Me Roger Stone" kann man sich einfach durchklicken.
Die BBC-"Inquiry" Folge "Why does Donald Trump seem to have such a problem with the truth?" kann man kostenlos herunterladen.
Ebenso wie das Info-Paket "Trump Inc." vom New Yorker Radio-Sender WNYC und dessen Partner-Organisation Pro Publica, das beständig anwächst. Man kann die ausführlichen Stücke auf der Webseite nachhören.
Was wir aus diesem Anlass ebenfalls gerne tun: Auf die beiden Folgen hinweisen, die wir in unserem Podcast in den letzten Monaten zur politischen Lage und zum Widerstand gegen Trump produziert haben. Wer nachhören möchte, wie unsere Gesprächspartner den Stand der Dinge erklären – hier geht's lang: zu Teri Kanefield und "Teri, Twitter und die Gefahr des Totalitarismus" und zu John Trotter und "Frauen im Zentrum des Widerstands gegen Trump" . Wir werden selbstverständlich auch weiter die politische Entwicklung begleiten. Man muss davon ausgehen, dass sie sich in den nächsten Monaten weiter zuspitzen wird.
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