212 Podcast #20: Ein Richter und drei Denker
Es gibt Menschen, die landen im Laufe ihres Lebens an einer Stelle, die vom Ausgangspunkt aus betrachtet auf der anderen Seite des Planeten liegt. So wie Catharina Manchanda, die auf ihrem Karrieweg von ihrem Geburtsort Stuttgart über Zwischenstationen an der amerikanischen Ostküste bis in den nordwestlichsten Winkel der USA gedriftet ist. Die Distanz beträgt mehr als 8000 Kilometer, der Unterschied der Zeitzonen? Neun Stunden. Wer sich als Kunsthistorikerin und als Kuratorin einen Namen machen will, muss bereit sein, dorthin zu gehen, wo die Herausforderung am reizvollsten ist. Seit 2011 kümmert sich deshalb Manchanda am Seattle Art Museum um zeigenössische Kunst. Das Ziel: eine Kultureinrichtung, die abseits von den Mega-Häusern mit ihrem Millionepublikum bewusst Akzente setzt. Und zwar nicht mit dem Blick auf den Massentourismus, der etwas in New York die Programmgestaltung prägt, sondern mit dem Augenmerk darauf, dem Publikum in der aufstrebenden Tech-Metropole mit seinen Job-Magneten Amazon, Microsoft und Starbucks einen gehobenen Sinn für Kunst nahezubringen.
Manchanda kam zum Studieren Anfang der neunziger Jahre in die Vereinigten Staaten und blieb. Ihr Job ist nicht einfach, denn als Kuratorin gestaltet man nicht nur thematisch wichtige Ausstellungen, man befindet sich mit einem vergleichsweise kleinen Budget immer auch auf der Suche nach attraktiven und bezahlbaren Ankäufen für die ständige Sammlung. In Amerika kann man dabei nicht auf öffentliche Subventionen zählen. Man muss interessierte Gönner finden. Das Ziel; An einer Vision zu arbeiten, die sie "institutional memory” nennt. Sie ist dabei auf dem besten Weg.
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